Eurythmie

Über die Förderung der Bewegungskunst "Eurythmie" durch den Fercher von Steinwand Verein, Dürnau
Ein Rückblick von Waltraud Frischknecht


Die Eurythmie ist eine Kunst, die Anfang diese Jahrhunderts entwickelt wurde, also eine noch recht junge und relativ unbekannte Kunst, verglichen mit der Musik oder Malerei. Daher möchte ich einige Erläuterungen vorausschicken.
Schon in früheren Zeiten, im alten Griechenland, wurden die die grossen Welt- und Menschheitsgeheimnissse an für das gewöhnliche Volk verborgenen Orten, sogenannten Mysterienstätten, gehütet und gepflegt. Grosse Persönlichkeiten wie Herrscher oder Regenten wurden von Priestern an diesen Mysterienstätten im Tempel auf kultische Art eingeweiht in die grossen Geheimnisse, so dass sie ihrem Amtes und ihren Aufgaben würdig dienen konnten.




Diese kultischen Einweihungsriten, so weiss man heute, vollzogen sich u.a. in vorbestimmten Bewegungsabläufen, d.h. in tanzartiger Weise. Einer davon ist uns überliefert als sogenannter Energie- und Friedenstanz, ein Tanz, bei dem der Krieger, bevor er in den Kampf auszog, Mut und Kraft aufbauen konnte. Nach Abschluss der Kampfhandlungen kamen die Krieger erneut unter der Führung eines Priesters zusammen, um ihre Gefühle zu besänftigen und um innerlich wieder zur Ruhe und Sammlung zu gelangen. So, wie die schönste Rosenblüte einmal verwelken muss, so gingen auch die grössten Kulturepochen ihrem Ende zu. In diesen Dekadenzphasen glückten auch die Einweihungsrituale nicht mehr so gut, wie in der Hochphase; ein Volk hatte durch die Führung seines Königs an "Volksweisheit" dazugelernt, aber auch dadurch, dass die Mysteriengeheimnisse immer mehr nach aussen durchsickerten, dem Volk verraten wurden. Es gibt einen Ausspruch, der heisst: "Die Mysterien wurden unters Volk getanzt."
Nun wieder zurück zur Eurythmie. Das Wort kommt aus dem griechischen eu = gesund, rythmic = Rhythmus, Bewegung, also gesunde Bewegung, und findet seinen Ursprung in diesen alten kulturerneuernden, tragenden Vorgängen. Gerade die Tanzkunst ist in unseren Kulturkreisen in den letzten, man kann schon fast sagen, Jahrtausenden immer mehr in den Verfall geraten; sie wurde entweder immer banaler oder aber exzessiver, oder aber auch perfektionierter, wie beispielsweise im Ballett.
Eurythmie ist eine Tanzkunst, die den ganzen Menschen, also Leib, Seele und Geist beansprucht, und die durch ihre heilsamen, gesundenden Bewegungen vom 3. bis zum 90. Lebensjahr betrieben werden kann.
Es freut mich, insbesondere in Dürnau einen Ort gefunden zu haben, an dem diese menschengemässe Bewegungskunst eine Förderung und freudige Unterstützung nunmehr durch Jahre hindurch erfahren hat.
1991 durften wir in der Johannizeit einen grossen Auftakt in diese Richtung miterleben, dadurch dass in Dürnau eine Eurythmie-Aufführung auf einer extra dafür installierten Bühne stattfinden konnte.
5 Eurythmisten, 1 Musiker, 1 Sprachgestalter, 1 Maler, 1 Beleuchter und 1 Vortragsredner reisten aus der Schweiz an und trugen u.a. zum Gelingen dieser gemeinnützigen Veranstaltung bei. Das aufgeführte Werk wurde ein halbes Jahr im voraus geprobt und einstudiert.
Auf dieses festliche Ereignis folgten in den darauffolgenden Jahren weitere "eurythmische Begegnungen". In drei- bis viermaligen Epochen pro Jahr wurde mit den Mitarbeitern der Druckerei und anderer Betriebe gemeinsam Eurythmie gemacht. Die Mitarbeiter durften während der bezahlten Arbeitszeit die Eurythmieepochen mitmachen.
In der Hoffnung, dass es noch lange Zeit auch in der Zukunft möglich sein wird, über den Fercher von Steinwand Verein in Dürnau und Umgebung "tanzen" zu dürfen, um kulturerneuernde Impulse in die Welt tragen zu können, verbleibe ich mit den besten Wünschen für die weitere Arbeit.