Sommerweizenanbau 2009


Im Zuge der Flurbereinigung auf der Gemarkung Bad Buchau im Jahre 2005 konnten die Flächen unserer Landwirtschaft um die Hofstelle herum arrondiert werden. Hierdurch kam nun ein kleiner Acker in unsere Verfügung, der bis dahin konvetionell bewirtschaftet wurde. Der Acker wurde uns ohne Regenwürmer übergeben, hingegen gab es einige Distelflecken. Die erste Maßnahme zur Bodenregenerierung und Verbesserung war die Ansaat einer Kleegrasmischung im Jahr der Übernahme.
Der jährliche drei- bis viermalige Aufwuchs wurde zur Grünfutter- und Heugewinnung genutzt. Zwischen den Mähnutzungen wurden die zu Tage getretene Steine abgesammelt und etliche Schubkarren Disteln entfernt. 2008 konnte ins Auge gefasst werden, dort unser Brotgetreide anzubauen. Hierzu sollte auf einem Drittel der Kleegrasfläche (0,5 ha) unter möglichst geringem Einsatz von schweren Gerätschaften begonnen werden.
Die Saatvorbereitung erfolgte im Herbst 2008 mit unserem Vereinsschlepper und einem hinzugekauften 2-Schar- Volldrehpflug. Ein Drittel der Ackerfläche wurde umgepflügt, in der Hoffnung, daß die organische Substanz mit der herbstlichen Restwärme noch recht gut verrottet.
Den gepflügten Acker haben wir liegen lassen und den Winter daran arbeiten lassen. Der März 2009 hielt dann einen schönen frostgaren Boden bereit.
Ende März wurde der Boden mit einer gefundenen Federzinkenkultiegge durchgearbeitet, anschließend haben wir in mehreren gemeinsamen Aktionen Steine und Grassoden von Hand abgesammelt und abgefahren, um den Boden für die Getreideaussaat vorzubereiten.


Weizenaussaat und Steine sammeln, Anfang April 2009

Anfang April wurde das Feld mit einer irgendwo gefundenen dreiteiligen kleinen Ackeregge + Schlepper saatfertig geeggt. Zur Aussaat kam ein Brotweizen aus der Saatgutzüchtung von Peter Kunz, der Sommerweizen „Fiorina“. Die Aussaat erfolgte von Hand, anschließend wurde mit einer leichten Saategge aus den 50er Jahren leicht eingeeggt.
Zwischenzeitlich wurde das Hornmist-Präparat auf den bearbeiteten Boden ausgebracht und abschließend eine Vogelscheuche aufgestellt und das sah dann richtig gut aus.
Die Saat lief recht regelmäßig auf, lediglich auf einem 8 Meter langen Streifen musste nachgesät werden - da war wohl die Egge verstopft.



Anfang Mai: Steine auflesen, der Weizen hat sich bestockt

Bis Mitte April entwickelten sich die Weizenpflanzen schon bis zum Dreiblattstadium. In der Wachstumsphase zwischen Dreiblattstadium und Bestockung wurde in Ermangelung eines Zugtieres versucht, eine Unkrautregulierung mittels körpergezogener Saategge durchzuführen. Eine unmittelbare Wirkung war nicht zu erkennen, die Zinken sind kaum in den Boden eingedrungen, nur vereinzelt hat es die unerwünschten Beikräuter „erwischt“. Nach der Hälfte der Fläche haben wir aufgegeben. Später, kurz vor der Bestockung, habe ich das Getreidefeld mit dem kleinen 12PS-Schlepper geeggt zur Beikrautregulierung, hat aber wiederum nicht viel gebracht. Vielleicht hat es die Bestockung angeregt.
Anfang Mai war der Bestand bestockt, das war auch die Zeit für die erste Hornkiesel-Ausbringung. Das Bild unten zeigt einen Blick in den Bestand am 8. Mai 2009, der Weizen hat sich schön bestockt, die anderen Pflanzen kann man in diesem Umfang wirklich als „Beikräuter“ mitwachsen lassen. So klein unser Getreidefeld auch ist, immerhin handelt es sich um eine „Monokultur“. Es ist schon ein einzigartiges Erlebnis wie es an sonnigen Tagen in der bodennahen Schattenschicht summt, krabbelt , fliegt und blüht.


Nach dem Schossen, Mitte Mai bis Anfang Juni haben sich im Bestand die oberen Fahnenblätter ausgebildet. In dieser Zeit gab es eine Hornkiesel-Präparat- Anwendung und zweimalig selbstgesammelten Ackerschachtelhalmaufguß vorbeugend gegen Viruskrankheiten. So hatten wir zu diesem Zeitpunkt einen sehr schönen, geschlossenen und gesunden Getreidebestand und sind gut durch die Schwüle in Juni und Juli durchgekommen ohne Mehltaubefall und dergleichen.
Der Beipflanzenbestand setzte sich aus 16 verschiedenen Gräsern und Ackerkräutern zusammen: Windhalm, Knaulgras, Taubnessel, Klettenlabkraut, Quecke, Wolfsmilch, Ackerhohlzahn, unechte Kamille, Melde, Ackerwinde, Hirtentäschel, Ackerhellerkraut, Gauchheil, Knöterich, Ampfer und ein paar Disteln am Feldrand.
Zur Regulierung sind wir im wesentlichen zweimal mit einer Menschenkette durch das Getreidefeld gelaufen und haben den Windhalm und das Klettenlabkraut herausgezogen und entfernt.

Zum Ährenschieben in der ersten Junihälfte waren wir alle sehr erstaunt, einen begrannten Weizen vor uns zu haben. Sehr schön anzuschauen! Je gesätes Korn zwei bis vier ährentragende Halme.
Der Blühbeginn war einige Tage vor Johanni, am 17.06.; bis Johanni war die Befruchtung abgeschlossen. Ab Johanni konnte man den Reifungsprozess mit seinen mannigfaltigen Farberscheinungen an der Pflanze und vor allem im Ähren-Bereich beobachten.

In den nun folgenden sechs Wochen Reifezeit bis zur Ernte habe ich einige Gestell-Sensen und Roggenstrohseile bei befreundeten älteren Landwirten aus der Umgebung zusammengetragen. Wertvoll waren auch die vielen Gespräche mit den Bauern im Ort, die in den 50er Jahren ihr Getreide noch von Hand geerntet haben.
Wann ist der richtige Schnittzeitpunkt? In der Milchreife? In der Totreife? Wie lange kann man die Garben auf dem Feld stehen lassen? Was ist, wenn eine Regenperiode kommt? Auswuchsgefahr auf dem Halm? Wie und wo am besten lagern? Was ist mit dem Grüngutanteil in den Garben? Droht Schimmelbefall?


Begrannter Sommerweizen „Fiorina“ am 9.Juni 2009


Menschenkette zur Beikrautregulierung am 5. Juli 2009

Anfang August hatten wir unserer Ausrüstung für die anstehende Getreideernte beieinander: einige Gestellsensen und einige hundert Strohseile.
Täglich wurde die Kornabreife beobachtet und zum 10. August hin haben wir uns zur Ernte verabredet. Mit vier bis fünf Mähern und zehn Bindern ging es frühmorgens an die Arbeit. Bald war ein gemeinsamer Rhythmus gefunden. Es hat sich gezeigt, daß zehn Garbenbinder erforderlich sind, um das Mähgut von vier Mähern zu verarbeiten. Die Binder raffen das Mähgut zu Garben zusammen, binden sie mit Strohseilen zusammen und stellen sie zum Nachtrocknen auf. Bis zum Spätnachmittag war das gesamte Feld abgeerntet. Die Garben wurden zum Abtransport am Feldrand aufgestapelt und am gleichen Abend noch unter Dach gebracht.
Die Korngarben waren aufgrund des günstigen Erntewetters sehr trocken, das darin enthaltene Grüngut (Beikräuter) relativ gut angewelkt. Sicherheitshalber haben wir die Korngarben bei warmen Wetter gelegentlich herausgetragen und zum Nachtrocknen an der Sonne ausgebreitet, damit die Feuchtanteile nicht anfangen zu schimmeln.


Es besteht eine Zusammenarbeit zwischen dem Verein und dem Kreisfreilichtmuseum Kürnbach, neun km von Dürnau entfernt. Zweimal im Jahr wird dort ein Schaudreschen veranstaltet: Getreide dreschen von Hand mit Dreschflegeln und Maschinendrusch mit einer dampfkraftbetriebenem Dreschmaschine. Hier hatten wir die Gelegenheit, unsere Getreidegarben zu dreschen.


Am Sonntag, den 25. September hatten wir die Gelegenheit im Rahmen des Schaudreschens im Kreisfreilichtmuseum Kürnbach unserer gesamte Ernte auf zwei Hängern anzuliefern und dort zu dreschen.
In Kürnbach ist ein Lohndruschgespann stationiert wie es bis in die 50er-Jahre in Deutschland noch zum Einsatz kam. Als Zug- und Antriebsmaschine dient ein Lokomobil, eine Dampfmaschine auf Rädern. Die Druschmaschine kann angehängt werden, früher konnte man damit von Dorf zu Dorf fahren. In Dürnau wurde eine solche Dreschmaschine stationär als Gemeinschaftsanlage betrieben.
Frühmorgens wurde der Dampfkessel mit Buchenbrennholz eingeheizt und die Transmission zur Dreschmaschine ( hier von der Fa. Wöhrle aus Mühlhausen) eingerichtet so daß es losgehen konnte als die ersten Museumsbesucher eintrafen.
Diese Dreschmaschine ist ausgestattet mit einer Absackanlage, am Abend konnten wir mit zwölf Zentnern Brotgetreide nach Hause fahren. Dieser Ertrag reicht gut für das Brot für ein Jahr aller an unserer Landwirtschaft beteiligten Menschen mitsamt unserer Gäste und Helfer.

Allen Beteiligten sei auch von dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt.

Hansjörg Glauner